Lehrstellen = Leerstellen

Das Thema Ausbildung und unbesetzte Lehrstellen begegnet mir zur Zeit in vielen verschiedenen Zusammenhängen fast täglich. Immer wieder bin ich erstaunt, dass viele Lehrstellen unbesetzt bleiben und viele angehende Azubis leer ausgehen. Die Personalabteilungen beklagen das sinkende Bildungsniveau der angehenden Azubis und nennen häufig als Grund: Migrationshintergrund, mangelnde Sprachkenntnisse und Desinteresse.

Wenn ich diese Gründe höre, stellt sich mir sofort die Frage, war das früher wirklich anders? Und hängt dies wirklich immer nur mit dem Migrationshintergrund zusammen? Oder ist der Migrationshintergrund eine angenehme Ausrede für ein mögliches Versagen der Politik in punkto Bildungund Berufsvorbereitung? Schön, aber qualifizieren wir vielleicht an den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes vorbei? Gleiche Bildungschancen für alle?

Bei einer Versammlung führender Handwerkskammerpräsident*innen letzte Woche auf Schloss Eberstein in Baden fiel das Zitat: „Das Bildungsniveau ist in Summe gleich geblieben, aber von Azubis wird heute einfach viel mehr erwartet und verlangt!“

Vielleicht beschreiben diese genannten Gründe ja auch schlichtweg ein Generationenproblem. das nicht zwischen Migrationshintergrund oder finanzieller Stellung des Elternhauses unterscheidet. Generation Y weist einige unverständliche Phänomene auf, diese wurden in der #WELT sehr passend beschrieben. Wie gehen die Kinder der Generation Y mit Alltag, Glück und Herausforderungen um? 

GLÜCK = ERWARTUNGEN - REALITÄT.“

Findet die Personalentwicklung einen geeigneten Azubi mit Migrationshintergrund, der ihre Erwartungen erfüllt, hat sie Glück. Findet die gleiche Personalentwicklungsabteilung keinen geeigneten Azubi, hat sie eben Pech gehabt. Dem Azubi der Generation Y geht ähnlich, einen Ausbildungsplatz heute nicht zu ergattern, ist lange kein Weltuntergang und in der Regel liegt es nie am Azubi selbst, Selbstreflexion ist nämlich nicht gerade das Steckenpferd der Gen Y.

Diese erlebten Situationen in Unternehmen führen jedoch nicht zu dem Impuls, sich als Unternehmen aktiv an der Bildung des potentiellen Nachwuchses zu beteiligen, sondern zum Sammeln diverser Gründe für den nachweislichen Misserfolg.

Vielleicht haben die Handwerkskammerpräsidenten ja Recht und es könnte sein, dass die Erwartungen in den Unternehmen latent ansteigen, jedoch nicht im Einklang der Entwicklungs- und Förderungsangebote der morgigen Schulabgänger stehen? Wie denken Sie darüber? Brauchen wir eine Bildungsoffensive unter aktiver und verantwortlicher Beteiligung der Unternehmen?